Reinhard Klockow |
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Kriegsgeschichten |
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Arbeitsgebiete |
Mein
Vater Helmut Klockow (Jg. 1916) und sein etwas älterer Bruder Werner (Jg.
1914) sind beide sowohl Teilnehmer als auch Opfer des 2. Weltkriegs. Werner, cand. theol., ist seit Januar
1944 vermisst, d.h. er ist ums
Leben gekommen, und für meinen Vater hat dieser Krieg bis zum Januar 1956
gedauert, bis er als Spätheimkehrer aus der Sowjetunion zurückkam. Und
geprägt haben ihn diese traumatischen Erfahrungen bis an sein Lebensende
1989, auch wenn er nach üblichen Kriterien noch Karriere machte und hohes
Ansehen genoss (Schulleiter, Presbyter, Stadthistoriker, Ehrenringträger der
Stadt Lippstadt). Beide Brüder haben umfangreiche Aufzeichnungen
(Berichte, Tagebücher, Kalendernotizen) aus dem
Kriege hinterlassen, an dem sie vom ersten Tag an beteiligt waren. Außerdem
haben sich große Teile der Korrespondenz erhalten – Helmuts Kriegsbriefe an
die geliebte Frau, meine Mutter, so gut wie vollständig. Seit 2018 habe ich
mich mit diesen Hinterlassenschaften beschäftigt, und aus dieser
Beschäftigung sind mehrere Bände hervorgegangen, zunächst als Copy-Shop-Drucke, dann, dem dokumentarischen Rang der
Texte entsprechend, als richtige Bücher: Lebensspuren
eines Verschollenen. Werner Klockow (1914-1944): Kriegstagebücher, Briefe
Dokumente. Zusammengestellt
und bearbeitet von Reinhard Klockow. 368 S., Lippstadt 2023. Nach
einer biographischen Skizze anhand der vorhandenen Dokumente (Teil I) liefern
die Einleitungen zu den beiden Tagebuchkapiteln (Frankreich 1940 bzw.
Sowjetunion 1942/43) jeweils einen Überblick über die beschriebenen
Ereignisse und beleuchten ihre Darstellung durch den Schreiber. Abschließend
werden Dokumente zusammengestellt und ausgewertet, die Auskunft über die letzten
Stunden vor Werner Klockows Verschwinden am 25. Jan. 1944 in der Gegend von Tscherkassy (Ukraine) geben. Anhand der Tagebücher und
der Briefe (Teil IV, 1935-1944) lässt sich verfolgen, wie bei einem jungen
Mann, der als Theologe und Anhänger der Bekennenden Kirche dem Nazi-Regime
durchaus kritisch gegenüberstand, preußisches Pflichtethos und verblendete
Kriegsbegeisterung eine fatale Verbindung eingehen, die er schließlich mit
seinem Leben bezahlt. Die Originale der hier
veröffentlichten Texte von Werner Klockow befinden sich jetzt im Deutschen
Historischen Museum zu Berlin. Mein
liebster Helmut ... Kläre Zurmühl/Klockow: Briefe 18.3.1943 bis 20.11.1944. Bearbeitet von Reinhard Klockow. 152
S., Privatdruck 2023. Briefe meiner Mutter Kläre an ihren
Verlobten/Ehemann Helmut, in denen es natürlich vor allem um Familiäres und
Privates geht (die Hochzeit, die Geburt des Sohnes usw.). Zugleich aber geben
sie detailreich Auskunft über den Kriegsalltag in der Heimat, erst in
Dresden, dann in Lippstadt. In Form eines Wendebuchs ist damit eine zweite Briefsammlung verbunden: der
Briefwechsel meiner Mutter Kläre mit ihrer älteren Schwester Hermi, die bei
der deutschen Besatzungsverwaltung in Brüssel arbeitete. Liebe
Hermi – Liebes Klärchen. Kläre Zurmühl/Klockow – Hermine Zurmühl:
Briefwechsel 10.3.1940 bis 29.8.1944. Bearbeitet
von Reinhard Klockow. 62 S., Privatdruck 2023. Hauptthema ist hier der
Warenaustausch (Kleider, Lebensmittel etc.) zwischen Brüssel und Lippstadt,
was interessante Einblicke in die Versorgungslage jener Zeit eröffnet. Mein
Vater war im Krieg. Helmut Klockow: Berichte, Briefe, Dokumente aus Krieg und
Gefangenschaft (1939 bis 1956). Zusammengestellt
und bearbeitet von Reinhard Klockow. 506 S. Lippstadt 2024. Eröffnet wird das Buch durch zwei in
dienstlichem Auftrag verfasste, propagandistisch eingefärbte Berichte über
den sog. Frankreichfeldzug von 1940 (Kap. I) und über den Angriff auf die
Sowjetunion (Juni bis November 1941, Kap, II). Kap. III präsentiert einen
Taschenkalender (Tages-Merkbuch)
von 1943 mit Notizen aus Deutschland, Frankreich, Italien und der
Sowjetunion, während Kap. IV mit
einer Auswahl von Briefen aus der gesamten Kriegszeit eine Art Panorama der
persönlichen (u.a. Eheschließung) wie der militärischen Entwicklungen in
diesem Zeitraum liefert. Kap. V enthält die gesamte Korrespondenz während der
sowjetischen Gefangenschaft. Jedem Kapitel sind umfangreiche Vorbemerkungen vorangestellt, die
neben den relevanten Ereignissen auch die "innere" Geschichte des
Schreibers nachzeichnen und seine jeweiligen Haltungen und Einstellungen zu
interpretieren versuchen. Die Texte werden ergänzt durch zahlreiche Bilder
und Dokumente sowie durch Informationen aus anderen Quellen. Helmut Klockow war ein passionierter Briefschreiber von
großem Mitteilungsbedürfnis. Seine Briefe, besonders an die geliebte Frau,
sind in ihrem Faktenreichtum, ihrer Sprachkraft und ihrem Reflexionsniveau
bemerkenswerte Zeugnisse aus dem Innenraum des Krieges, verortet zwischen den
Polen von Euphorie und Verzweiflung, von soldatischem Ethos und der Sehnsucht
nach privatem Glück. Deshalb werden sie in einer zweibändigen Gesamtausgabe
vorgelegt: Helmut
Klockow: Briefe aus dem Krieg Bd. I: An Kläre I (1939 bis 1943). 341 S. Bd. II: An Kläre II (1943 bis 1945). An
die Familie (1939 bis 1945). 384 S. Herausgegeben und bearbeitet von Reinhard
Klockow,
Lippstadt 2024.
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