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Margarete Klockow: Die Wilhelmschule (1926-1930)

 

(aufgenommen am 26. Dezember 2006)

 

Ich bin Ostern 1926 in die Schule gekommen, in die Wilhelmschule, und mein Lehrer – Klassenlehrer nannte man das ja früher nicht – also mein Lehrer war Lehrer Karrie, der hat uns begleitet vom ersten bis ins vierte Schuljahr und gab auch alle Unterrichtsfächer, mit Ausnahme von Turnen. Er war etwas älter als meine Eltern, zu der Zeit immerhin schon, glaube ich, ein guter Vierziger, für ein sechsjähriges Kind also schon uralt. Aber er war eigentlich noch recht flott, sah auch, glaube ich, ganz gut aus, war ungefähr mittelgroß – aber er war eben noch ganz ein Lehrer der alten Schule, schrecklich streng, und der Stock gehörte einfach dazu, der Rohrstock, der gleichzeitig auch Zeigestock war – obwohl doch ein richtiger Zeigestock, einer aus richtigem Holz, auch noch da war. Aber ein Rohrstock, das war einer, der so richtig zog, das waren so Haselgerten, die durften nicht steif sein und nicht brechen und die waren extra zum Schlagen da: es gab wirklich Stöcke nur zu Schlagen. Der Zeigestock war länger und spitz und aus Holz, und mit dem wurde dann auf Bilder und Landkarten gezeigt – zu unserer Zeit gab es ja noch keine besonderen technischen Geräte, es gab nur die Standbilder und die Landkarten. Aber da wurden bei uns so wunderschöne Bilder aufgehängt, die sich über Generationen gehalten haben und die wahrscheinlich schon unsere Eltern gesehen haben; wenn da z.B. Kinder erschienen, waren sie schrecklich unmodern gekleidet, auch für unsere Verhältnisse, aber sie waren schön bunt, und man hatte ja kein Fernsehen oder sonst was – eine Laterna Magica war schon was ganz Tolles. Und am tollsten waren die Guckbilder, die Doppelbilder, also Glasbilder, auf denen war zweimal das Gleiche, und dann gucktest du durch und hattest ein großes Bild, ganz plastisch. Und davon gab es richtige Serien, also Mär-chenserien und so etwas. Wir hatten auch zwei davon, und die sind leider verschwunden – es tut mir heute noch leid, dass die nicht mehr existieren. Aber in der Schule hatte man das natürlich nicht. Aber es gab damals schon Projektoren in irgendeiner Form – ich weiß, der Lehrer Bögge, der spätere Rektor von irgendeiner Schule, einer Volksschule, war bei uns als Junglehrer und machte seine zweite Prüfung in Heimatkunde. Wir waren natürlich so richtig darauf dressiert, und er hatte uns versprochen: Wenn ihr das alles gut macht, dann kriegt ihr Bilder gezeigt. Und es ist dann auch anscheinend ganz gut gelaufen, jedenfalls zeigte er uns die Bilder, und das war nun ganz was Besonderes. Aber die Parallelklasse, also die Klasse deiner Mutter, die Klasse von Lehrer Witte, durfte dann auch mitgucken, und das fanden wir eigentlich ganz empörend, denn wir hatten ja was geleistet in unseren Augen, und die hatten gar nichts gemacht, und die durften die Bilder auch sehen. Also, dieses Bilder Angucken war wirklich ein Ereignis.

 

Damals in der Wilhelmschule war unser Jahrgang zweizügig; die beiden Klassen waren nach dem Alphabet aufgeteilt. Unsere Klasse ging von A bis K, ich war also die letzte, die damals bei Karrie war, und von L bis X waren sie bei Lehrer Witte in der Parallelklasse, also auch deine Mutter. Es war der erste Nachkriegsjahrgang, ein relativ starker Jahrgang, es waren zwei Klassen zwischen 40 und 50 Kindern, insgesamt also 80 bis 100 Kinder, und das war im katholischen Lippstadt an einer rein konfessionellen Schule ziemlich viel; die Wilhelmschule war ja zu der Zeit die einzige evangelische Schule in Lippstadt, und die Schüler kamen aus dem ganzen Stadtgebiet, nicht nur aus dem Stadtkern, sie kamen von der Glashütte, sie kamen von der Cappeler Landstraße, heute Beckumer Straße, denn da wohnten etliche Kinder, deren Väter früher mal auf dem Werk da gewesen waren. Ich kann mich darauf besinnen, dass wir damals Rechenbücher hatten, die wurden in Lippstadt oder im Kreis Lippstadt gedruckt, ich vermute bei Hegner, und da waren die Rechenaufgaben auf Lippstadt gemünzt, und da hieß es z.B. bei einer Dreisatzaufgabe: Die Stadt Lippstadt hat 18000 Einwohner – wie der Dreisatz nun aufgeteilt war, weiß ich nicht mehr, aber ich weiß, dass es damals hieß: Die Stadt Lippstadt hat 18000 Einwohner, das habe ich noch in Erinnerung. Das müsste so Ende der zwanziger Jahre gewesen sein. Wie alt das Rechenbuch war, weiß ich natürlich nicht. Diesem Rechenbuch habe ich mal lange nachgeforscht, ob es nicht noch mal irgendwo auftaucht, das wäre nämlich eine ganz schöne Sache, in so ein altes Rechenbuch mal reinzugucken; aber es existiert wohl nicht mehr. Es gab ja auch nicht jedes Jahr neue Bücher – die wurden immer weiter vererbt. Also ich könnte mir denken, dass ich noch die Rechenbücher von meinen Brüdern hatte.

 

Wenn ich mir heute die Tornister der Kinder angucke und wenn ich von den Eltern höre, dass sie die Kinder praktisch nicht alleine in die Schule gehen lassen könnten, weil die Tornister so schwer sind, dann überlege ich mir, was haben die da alles drin. Wir kamen mit einem Rechenbuch, einer Tafel und dem Lesebuch aus. Ein Religionsbuch gab es nicht, geschweige denn ein Erdkundebuch oder Heimatkundebuch oder sonst was. Ich bin vom ersten Tag an allein zur Schule gegangen, das war natürlich damals in Lippstadt auch nicht gefährlich.

 

Wir haben noch mit der Schiefertafel angefangen, mit Schwämmchen und Tafellappen, die hingen da dran. Das Schwämmchen wurde vorher nass gemacht, oder wenn man ganz vornehm war, dann hatte man eine Schwammdose, das war so ein kleines Döschen aus .... ja so einer Art Pappmaché, so was Ähnliches wie Plastik, aber irgendwie ein anderes Zeug, und das wurde dann mit Wasser gefüllt und da kam der Schwamm rein und dann konnte man putzen. Und das Läppchen war zum Trockenreiben, aber die Tafel war natürlich immer so ein bisschen schmierig, und es stank auch dann so, vor allen Dingen der Schwamm, der in der Dose war; das war im Grunde genommen 'ne widerliche Angelegenheit.

 

Und dann die Griffel: Also erstmal gab es die Milchgriffel – so nannten sich die –, die schrieben ein bisschen weicher und waren schon wie Bleistifte, also aus Holz; und innen drin war eine Mine, die hätte man so zum Schreiben ja gar nicht nehmen können, weil sie zu weich war. Die waren dann auch teuer, die hattest du ganz selten, die schontest du auch und die konnte man dann schon mit einem Bleistiftanspitzer anspitzen. Und dann gab es Goldgriffel, die waren ganz vergoldet, und das war natürlich auch was ganz Besonderes, die sahen so schön aus. Aber sonst kauftest du so ein Kästchen Griffel, da waren fünf Stück drin und kosteten 'nen Appel und 'n Ei. Und dann hattest du einen Griffelanspitzer, der war rechteckig und ungefähr so lang (zeigt es), und da konntest du den Griffel so reinschieben und rubbeln – das war so rubbelig, ähnlich wie eine Nagelfeile – und da wurden die angespitzt. Und dann quietschten die ganz herrlich auf der Tafel. Die Tafeln waren ursprünglich ein bisschen poliert, aber vom langen Gebrauch wurden sie auch ganz rubbelig – und als Kind, da schreibst du ja ganz schwer, und am Ende war dann alles Mögliche schon drin eingekratzt. Und dann gingen sie natürlich auch kaputt, wenn sie hinfielen; also Tafeln brauchte man relativ viel.

 

Hinten auf der Tafel waren Rechenkästchen, und vorne – wir haben ja Sütterlinschrift gelernt – da waren sogar dreifache Linien, jedenfalls auf meiner ersten Tafel; später war es genau wie in den Heften nur eine Linie. Und dann kam das a auf eine Linie, und wenn du ein h machen musstest, dann ging das über alle drei. Wir haben mit dem i angefangen („auf, ab, auf, Pünktchen oben drauf“). Und beim Rechnen, da habe ich erst ein ganz großes Problem gehabt: Da mussten wir in diese Rechenkästchen lauter runde Kreise machen, die ganze Tafel voll, und ich konnte keine Kreise machen. Ich weiß noch, ich hab da gesessen und schaffte einfach die Kreise nicht, aus irgendeinem Grund, und es wurde immer wieder ausgeputzt, weil es nicht richtig war. Vielleicht konnte ich sie machen, aber ich kriegte sie nicht so klein in diese Löcher rein oder so, ich weiß es nicht mehr genau, ich weiß nur, dass es ein Drama war. Ja, mach du mal in so kleine Kästchen lauter Nullen, aber nicht diese Null mit diesem Dings, diesem Schwänzchen da dran, sondern nur eben einen Kreis! Und meine Mutter war ganz verzweifelt und wurde sehr schnell ungeduldig – die Magdeburger haben ja so ein Temperament und sind irgendwie ein bisschen flotter, und meine Mutter war als junge Frau sehr lebhaft und temperamentvoll, und alles musste bei ihr ziemlich schnell gehen. Und mein Vater war der Geduldigere, und wenn wir Kinder irgendwas nicht konnten, dann musste das Vater ausbügeln. Also ich hab dann abends da gesessen – wir mussten eigentlich nachmittags die Schularbeiten machen, aber da ich diese „Eier“ da nicht hinkriegte, habe ich dann bis abends gewartet. Und abends habe ich mit meinem Vater die Schularbeiten gemacht, und er hat ganz geduldig dabei gesessen, bis ich dann endlich meine O's hinkriegte: Und irgendwie hatten wir alle so ein Problem: Einer von den Jungens, ob es nun dein Vater war oder Werner, weiß ich nicht mehr, der konnte keine 6 machen, der machte sie falsch rum; und der musste sie dann auch abends machen. Ich vermute fast, wir sind alle so ein bisschen links gepolt gewesen, wir haben ja alle so ein bisschen einen Hang nach links. Ich konnte früher, kann ich heute leider nicht mehr, links genauso gut – also nicht genauso gut, aber auch links schreiben. Kann ich heute nicht mehr. Aber ich bügle z.B. ganz oft links. Oder ich schneide auch manchmal mit Links. Und von daher kann ich mir natürlich auch vorstellen, dass einer die Zahl dann so rum macht.

 

Die Tafel haben wir bis zum vierten Schuljahr gehabt, aber im zweiten oder dritten Schuljahr fing man an, auch ins Heft zu schreiben, und zwar nannte sich das Schönschrift. Die Feder war die Li 7, vergesse ich nie, also 7 war die Breite der Feder und Li wahrscheinlich die Firma, und dazu hatte man einen richtigen Federhalter; damit schrieb man dann, und das war außer Turnen der einzige Unterricht, den wir nicht bei Lehrer Karrie gehabt haben, also anscheinend konnte der nicht schön schreiben – fällt mir aber jetzt erst ein. Das hatten wir bei Frau Waschmann. Die hatte zu unserer Zeit die Mädchen vom 7. und 8. Schuljahr. Wir hatten ja zunächst gemischte Klassen, Jungen und Mädchen, wobei Jungen und Mädchen natürlich nicht nebeneinander saßen; es waren ja immer Bänke zu zweit, am Fenster saßen die Mädchen, in der mittleren Reihe saßen bis zur Hälfte die Jungens und dann kamen die Mädchen wieder und dann eine Reihe Jungens. Aber im 7. und 8. Schuljahr (damals war ja die Volksschule achtklassig) wurden Jungen und Mädchen getrennt, und zwar hatte dann das 7. und 8. Schuljahr jeweils zusammen Unterricht, die Jungens bei Rektor Pälmer und die Mädchen bei Frau Waschmann. Ich vermute, dass die das Pensum einmal vom 7. Schuljahr machten und dann das vom 8. Schuljahr, also einmal fingen die im 7. Schuljahr mit dem Pensum von 8. Schuljahr an und dann umgekehrt, aber wie das damals genau gelaufen ist, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass die Klassen dann zusammen waren. Die waren dann ja auch schon etwas ausgedünnt; obwohl es zu unserer Zeit nur ungefähr sechs oder sieben Mädchen und genau so viele Jungens waren, die dann zur Oberschule gingen, mehr nicht. Aber manche gingen ja aus dem 6. oder 7. Schuljahr ab.

 

Also Frau Waschmann, die machte Schönschrift bei uns, und einmal hatte ich Kleckse gemacht, und da hat sie gesagt: „Werner hätte das nie gemacht!“ Und das hat mich natürlich schrecklich gekränkt. Und ich hab wahrscheinlich auch viele Kleckse gemacht, ich weiß es nicht, ich hab das Heft nicht gesehen, aber etwas anderes habe ich gesehen: Vom Ältesten werden die Sachen ja immer aufgehoben, und als ich Vaters Schreibsekretär nach seinem Tod mal durchräumte, da fand ich das Schulheft von Werners Schönschrift, und da waren auch Kleckse drin. Und als ich dann mal am Grab von Frau Waschmann vorbeikam, bin ich stehengeblieben und hab ihr gesagt: „Werner hat auch Kleckse gemacht!“ Und da konnte sie nix mehr sagen, sie war ja tot. Aber ich dachte, irgendwie musst du es ihr nochmal sagen, dass sie dir Unrecht getan hat; das hat mich nämlich damals sehr gekränkt. Es ist ja komisch: die Sachen, die man in der Schule ungerechter Weise oder manchmal sogar zu Recht in Kauf nehmen musste, die vergisst man nie. So hatte ich nämlich auch bei Lehrer Karrie angeblich geschwatzt – und ich hatte nicht geschwatzt! – und war nun ganz empört, dass er mich verdächtigt hatte, wo ich’s doch nicht gemacht hatte. Und dann habe ich das zu Hause meiner Mutter erzählt, und da sagt sie: „Weißt du, das ist doch gar nicht so schlimm. Du hast schon so oft geschwatzt, ohne dass Karrie es mitgekriegt hat, dann ist auch nicht schlimm, wenn er dich ermahnt hat und du hast nicht geschwatzt.“ Weißt du, wenn die Eltern heute hören, dass die Kinder in der Schule mal einen drangekriegt haben, selbst wenn es zu Recht geschehen ist, dann gehen sie sofort auf die Barrikaden. Ich glaube nicht, dass bei uns irgendeiner von den Jungens, die in der Schule welche mit dem Stock gekriegt haben, zu Haus gesagt hat: Der Lehrer hat mich gehauen – in den meisten Fällen hätten sie dann selbst noch welche gekriegt. Ich meine, Schlagen, das gehörte in unserer Zeit noch dazu, auch in den Familien, also dass du mal welche um die Ohren kriegtest oder so. Ich glaube, das gab es bei Zurmühls nur deshalb nicht, weil sich deine Großmutter eigentlich gar nicht um die Kindererziehung gekümmert hat. Aber wir kriegten sie, und ich habe sie einmal sogar ganz schlimm gekriegt, mit der Klopppeitsche, aber das habe ich meiner Mutter auch nie verziehen und das kann ich ihr heute auch noch nicht verzeihen. Aber wirklich! Ich weiß jetzt, sie hat es aus einer Angst heraus gemacht (ich war viel zu spät nach Hause gekommen) – aber so darf man sich als Erwachsener eigentlich nicht gehen lassen. Das sind so die Situationen, wo dann Misshandlungen rauskommen, das ist eine eigene Unsicherheit, ein eigenes Versagen vielleicht, das reagiert man ab mit Misshandlungen, Schlägen und sonst was.

 

Aber nochmal zu den Schlägen in der Schule. Da war z.B. Hugo Ahlers, das war so ein ganz Schmächtiger, Kleiner, also wenn der dran kam, dann wusste der schon vor lauter Angst nichts, und wenn er dann was sagte, dann war es falsch, und der wurde ein paar Mal so richtig übers Knie gelegt, kriegte richtig Senge, nur weil er nichts wusste. Vielleicht hat er auch mal gestört, ich weiß es nicht mehr, das war eigentlich gar nichts Besonderes, oder er ist zu spät gekommen. Zu spät Kommen oder Schwatzen oder irgendwie Blödsinn machen – weißt du, wenn zwei so nebeneinander sitzen, dann zanken sie sich schon mal – oder Abgucken, ir-gendwelche Sachen, die dem Lehrer auffielen und aufstießen: das waren schon Gründe genug, dann setzte es Strafen, dann wurde der nach vorne geholt und übers Knie gelegt und kriegte welche mit dem Stock drüber. Aber andererseits: Hab du mal fast 50 so kleine Kinder da vor dir, dann wirst du wahrscheinlich auch rammdösig.

 

Und auf der anderen Seite wurde auch schrecklich vorgezogen. Ich weiß nicht, ob es das heute noch so gibt. Natürlich magst du ein Kind lieber leiden als das andere, aber bei uns war z.B. in der Klasse Fritz Jerrentrup, für den schwärmten auch die Mädchen, den mochten sie alle gern leiden, wenn irgendetwas gespielt wurde, suchten sie sich immer Fritz Jerrentrup raus. War auch ein ganz Netter. Ich glaub, der lebt sogar noch, der jüngere Bruder ist gefallen. Friedrich-Wilhelm Jerrentrup, Fritz wurde er gerufen, war so ein hübscher Blonder, auch ein ziemlich Großer, und der war natürlich auch ein Liebling von Lehrer Karrie. Und dann die Damms, die beiden, Hanna und Lotte, die wurden ganz mächtig vorgezogen. Es ging dabei auch ein bisschen nach Ansehen, also die Kinder von der Glashütte oder von der Beckumer Straße, das war natürlich nichts, angeblich hatten sie Läuse.

 

Ja, Läuse: Die gab es zu unserer Zeit auch in der Schule. Da kam alle vier Wochen oder alle acht Wochen Schwester Mimi vom Gesundheitsamt, und dann mussten wir mit unserem Griffel nach vorn kommen, und sie ging uns mit dem Griffel über den Kopf und guckte nach, ob wir Läuse hatten. Und wenn man Läuse hatte, wurde man nach Hause geschickt und kriegte einen Brief mit, dass man ohne Läuse wiederkommen musste. Ich hab auch mal Läuse gehabt, aber das war noch im Kindergarten. Und die Lausekappe, die hat mir Vater gemacht, das war auch so was, was unsere Mutter nicht konnte. Und zwar wurde zuerst der Kopf gewaschen und danach mit so einem Zeug eingerieben, und dann kriegte man eine Mütze aus so einem roten Zeug genau wie die Unterlagen in den Kinderbetten, so eine Art Bademütze, die war ganz stramm und alles war dann wirklich zu. Und hinterher wurde das rausgekämmt und dann hattest du keine Läuse mehr. Anfang der zwanziger Jahre gab es noch wirklich Läuse, und nach dem zweitem Weltkrieg man hat ja auch wieder Läuse gehabt.

 

Wenn du mich nach dem Unterricht fragst, so waren am interessantesten die Religionsstunden bei Lehrer Karrie. Da saß dann die ganze Klasse da und weinte. Von daher sind mit die biblischen Geschichten aus den Alten Testament in bester Erinnerung, also von Joseph und seinen Brüdern und wie er in die Grube geworfen wird und dann der blutverschmierte schöne Rock gezeigt wird. Das konnte er alles so drastisch erzählen, und wenn wir uns was Besonderes wünschen durften, dann wollten wir Religion haben und eben diese Geschichten hören. Die konnte er einem so nahebringen, dass man sie wirklich selbst erlebte. Das waren für uns Mär-chen aus uralten Zeiten, die wunderschön und so schrecklich traurig waren – auch Moses im Körbchen und der Kindermord von Bethlehem, und das wurde dann so erzählt und das hat uns so ergriffen, dass wir wirklich geweint haben; vielleicht nicht die ganze Klasse, aber wir Mädchen haben geheult, und ich glaube, die Jungens haben gar nichts dabei gefunden, dass wir geweint haben; vielleicht haben einige sogar mitgeweint. Und Gustel Stedtfeld (die hat auch bei Karrie Religion gehabt) erzählte mir immer, sie hätte diese Stunden in so schrecklicher Erinnerung, der hätte einem so schreckliche Ängste eingejagt mit dem Alten Testament, mit Sünde usw. Das habe ich gar nicht so in Erinnerung, für mich war er eigentlich nur der Geschichtenerzähler.

 

Als wir im vierten Schuljahr waren, wurde Lehrer Karrie krank, und zwar hatte er Rheumatismus und hat monatelang gefehlt, und das war für uns ein Problem, weil das ausgerechnet das Jahr war, nach dem wir zur Oberschule gehen sollten. Wir wurden dann in der meisten Zeit zusammen mit dem dritten Schuljahr bei Frau Wilms unterrichtet, manchmal auch mit unserer Parallelklasse im vierten Schuljahr bei Lehrer Witte, aber ich glaube, der Lehrer Witte war ziemlich faul, der konnte sich meist davor drücken, und Frau Wilms musste das dann übernehmen. Dann saßen wir dann in den Zweierbänken zu viert, das war wirklich ein Drama, und Frau Wilms, die übrigens auch einen Stock hatte, ging durch die Reihen und schimpfte und haute denn auch schon mal zu.

 

Lehrer Witte gab übrigens nachher bei uns auch Singen, das hatte Karrie auch nicht gemacht, der konnte wohl auch nicht singen; also von Kunst hatte er wohl keine Ahnung – das fällt mir jetzt erst ein. Lehrer Witte war ja auch gleichzeitig Organist in der Marienkirche, und bei dem habe ich immer die Erinnerung an Weihnachten: Da wird ja immer „O du fröhliche“ gesungen, und da wurden früher sämtliche vier Kirchentüren aufgemacht (das waren ja vier, die eine unter der Orgel ist ja heute zugebaut), und der haute dann auf die Orgel, und das schallte dann wirklich über den ganzen Markt: „O du fröhliche“. Und der hatte noch eine Marotte: Wenn er zu orgeln hatte, ging er während der Predigt raus zu Küster Feith damals, das war der Vorgänger von Täger, und da frühstückte er, und dann ging er wieder in die Kirche und machte weiter.

 

Was so Geschichten zwischen Jungen und Mädchen angeht, so waren wir damals doch sehr naiv. Da gab es z.B. den Heinz Heringslake, ja wirklich, so hieß der, Heringslake. Der Vater war beim Wasserwirtschaftsamt, und der Heinz, das war auch so ein richtiger Hering, der war ganz furchtbar dünn und hatte einen ganz großen Mund und lachte eigentlich immer und grinste. Und der kriegte auch oft Schimpfe, und ich glaube, der hat auch Schläge von Lehrer Karrie gekriegt, aber das weiß ich nicht genau. Und eigentlich bei allem, was war, grinste der, der nahm das Leben ganz furchtbar leicht. Und wenn er grinste, dann war der Mund wirklich fast bis zu den Ohren. Ich hab noch nie einen gesehen, der so grinsen konnte und der so einen großen Mund hatte wie Heinz Heringslake. Der war unser Nachbar und wohnte bei Enderleins im Haus, das Haus ist heute weg, da ist jetzt die Erweiterung des Katholischen Krankenhauses. Ich hab ja schon gesagt, wenn man bei Lehrer Karrie zu spät kam, war das ein Drama, das wurde hart bestraft. Und eines Morgens klopft es, „Ja, herein“, und Heinz Heringslake steht in der Tür. Karrie will lospoltern, Heinz Heringslake grinst wirklich bis an die Ohren und sagt: „Ich hab ein Schwesterchen gekriegt heute nacht, und unser Vatter wusste es schon gestern abend.“ Ich weiß genau, das ist im Juni 28 gewesen, denn das war kurz vor Inge Wittkopps Geburt, da wurde also die Anneliese Heringslake geboren, das war ja unsere Nachbarschaft. Da kann man mal sehen, wie naiv früher Kinder waren. Ich war damals knapp acht Jahre alt, wurde im August acht, und hatte gar keine Ahnung von Kinderkriegen usw., und mir war auch nicht aufgefallen, dass Frau Wittkopp oder Frau Heringslake, die ich ja jeden Tag gesehen habe, dicker geworden waren. Und da habe ich dann zu Hause gesagt: „Also so ein kluger Vater wie der von Heinz Heringslake, dass der das schon einen Tag vorher wusste!“ Das fand ich ganz enorm und dachte, ich hätte zu Hause ganz was Neues erzählt; war aber gar nicht neu. „Ja“, sagt Mutter nur, „Heringslakes haben ein kleines Mädchen.“ Die hat übrigens später mein Puppenhaus gekriegt, die Anneliese Heringslake. Also wirklich, wenn ich heute höre, dass Kinder mit drei Jahren erzählen, dass sie demnächst ein Geschwisterchen kriegen, dann denke ich: Gott, was waren wir doch blöde! Da wurde zur gleichen Zeit in der Nachbarschaft bei Brölemanns, das war der Malermeister, ein Kind geboren, am 1. April, deshalb weiß ich das noch. Und da kommt die Schwester raus auf die Straße und sagt: „Wir haben ein Kind gekriegt, ich habe ein Brüderchen gekriegt.“ Haben wir alle geschrien: „Aprilscherz, Aprilscherz!“, hat keiner geglaubt, keiner hat vorher was gemerkt. Und wir waren doch immerhin Kinder von acht bis zehn Jahren! Ja, die Kinder, die kamen aus der Bulke, wir haben sie zwar da nie gesehen, wir sind oft zur Bulke gegangen, weil wir uns da immer Piepenpapen geholt haben zum Räuchern in Blechdosen mit Löchern, da kamen die rein, und die steckte man dann an, und dann wurden sie herumgeschleudert, das war dann wie so eine qualmende Mühle, ein qualmender Kreis. Aber die kleinen Kinder haben wir da nicht gesehen, das haben wir da nicht erlebt.

 

Die in der Parallelklasse, also in der Klasse deiner Mutter, die waren vielleicht schon etwas weiter. Denn ich weiß, in der Klasse war Heinz Lummerzheim, der später Arzt geworden ist, so ein hübscher Junge, ein relativ großer, für unsere Verhältnisse schon ein bisschen erwachsen, genau wie der Fritz Jerrentrup bei uns. Und eines Tages stand an dem Küsterhaus, an dem Schiefer: „Klärchen Zurmühl poussiert mit Heinz Lummerzheim.“ Und ob Kläre den nun gern leiden mochte oder er sie, weiß ich nicht, jedenfalls hatte das wohl Berta Röhrig drangeschrieben. Berta Röhrig wohnte in der Stiftstraße, und von denen ist übrigens die Bibel, die Familienbibel. Und dann hat deine Mutter zu ihr gesagt: „Du Tochter einer Hündin“, denn sie hatte gerade Karl May gelesen, und da war die Freundschaft oder Bekanntschaft mit Berta Röhrig aus. Also an „Klärchen Zurmühl poussiert mit Heinz Lummerzheim“, mit Kreide am Küsterhaus, daran müsste sich deine Mutter eigentlich auch noch erinnern; du musst sie mal fragen. Und dieser Heinz Lummerzheim war später dann Arzt in Lippstadt im Evangelischen Krankenhaus. Und das Merkwürdige war: Der war hinterher fast kleinwüchsig, der war dann, glaube ich, kleiner oder gerade so groß wie ich, obwohl er als Kind doch ziemlich groß gewesen war; aber dann ist er nicht mehr besonders gewachsen. Und dabei hatte er einen relativ großen Kopf. Ja, von der Schönheit des Kindes war nicht mehr so ganz viel übrig geblieben. Komisch: Auch Erna Trutt war in der Schule mit eine unserer Größten, während ich immer am Stert stand, also ich war immer die Kleinste – aber deine Mutter übrigens auch, und Lotte Becker auch; und Erna Trutt war eigentlich immer groß; ja, und die ist dann später auch gar nicht mehr gewachsen. Die hat irgendwie so einen frühen Wachstumsschub gehabt, und dann blieb sie so stehen. Naja. Ist auch lange her.

 

 

Katholisch und Evangelisch in Lippstadt

(aufgenommen am 7. April 2005)

 

Wir wohnten von 1922 bis 1933 in der Weihenstraße, Weihenstraße 1, bei Erdmanns, und wir waren die einzige evangelische Familie in der Straße. Das heißt: Der alte Erdmann, der war auch evangelisch, aber das haben wir ganz lange nicht gewusst. Der stammte sogar aus einer alten Lippstädter Familie, und zwar gehörte denen früher das Waldschlösschen. Und sie haben immer erzählt – ich weiß das auch nur vom Erzählen –, er hätte früher ganz schrecklich getrunken, wäre so und so oft in der Gosse gelandet und hätte fast alles versoffen, und das einzige, was übrig geblieben wäre, wäre das Geld gewesen, mit dem er dann das Haus auf der Weihenstraße gekauft hat. Der war mal Viehhändler, haben sie immer gesagt, und war wesentlich älter als seine Frau, hat eine katholische Frau geheiratet, aus Büren, aus dem Bürener Land, das ja nun noch katholischer als katholisch war, und die Töchter, Klärchen und Änne, sind dann natürlich auch katholisch geworden. Und dass Herr Erdmann evangelisch war, habe ich erst an seinem Lebensende erfahren, da mussten wir nämlich den evangelischen Pastor holen: Da legten sie ganz großen Wert drauf, dass er – jetzt wollte ich schon sagen: versehen wurde, so hieß das ja früher, wenn sie die letzte Ölung kriegten. Bei den Katholiken war das ja ganz wichtig, und in jeder Todesanzeige stand: „Versehen mit der letzten Ölung“. Die Priester hatten so ein Besteck, wo das Öl drin war und Weihwasser usw., und das trug zu unserer Zeit meistens noch ein Messdiener; später ging der Pastor auch alleine und heute geht gar kein Pastor mehr ins Haus. Und die gingen sogar im Talar, und wenn der Pastor so durch die Straße kam, dann fielen alle andern auf die Knie oder bekreuzigten sich zumindest, denn der hatte ja das Allerheiligste dabei. Das habe ich als Kind auf der Weihenstraße noch öfter gesehen. Die Leute waren ja sehr katholisch, und im Grunde genommen waren sie auch sehr unwissend; sie konnten ja alle kein Latein und eine Übersetzung war nicht dabei, die beteten dann trotzdem in Latein und die wenigsten gaben sich die Mühe, das zu verstehen.

 

Also zu Herrn Erdmann kam kein Priester, da kam Pastor Dahlkötter, und so er kriegte noch das Abendmahl, damit er dann in Frieden sterben konnte. Er ist auch sehr alt geworden, er war über 80, als er starb, ich schätze mal so 83 oder 85. Ich habe ihn nur als alten Mann kennengelernt, er war ziemlich stabil und ging so ganz steif. Und Erdmanns hatten so ein kleines Hünneken, Fidél hieß der – ich weiß nicht, ob es nun „treu“ heißen sollte oder ob er wirklich so fidel war –, das war so eine Art Zwergpinscher, aber der war zum Schluss so ein richtiger Möbelwagen geworden, so ein ganz dicker, und Herr Erdmann war auch so ein stabiler, die passten zusammen, nur war der Hund eben so klein und dick und er war so groß und dick; und dann gingen sie – ach, spazieren gehen taten sie schon gar nicht mehr, die gingen nur mal eben auf die Straße, und damit war es dann für Fidel schon vorbei.

 

Die katholische Frau Erdmann, die hatte einen Putzfimmel. Sie hatten einen Flur, der ging durchs ganze Haus bis zum Hof, eigentlich ein schöner Flur, mit so roten, achteckigen Ziegelkacheln, und der wurde jeden Mittag um zwölf Uhr geschrubbt. Und dann durfte keiner da durchgehen. Erdmanns waren sowieso schwierig, die meisten Leute sind im Krach ausgezogen, aber komischerweise haben wir es ohne Krach geschafft. Wie gesagt, wenn der Flur nass war, dann durfte keiner da durchgehen, und wenn ich dann aus der Schule gekommen bin, habe ich mich bei Enderleins auf die Mauer gesetzt und gewartet, bis der Flur trocken war. Oder meine Mutter kam in Strümpfen runter und nahm mich großes Kind, das schon in der Schule war, unter den Arm, trug mich die Treppe rauf, bis wir auf unserer Treppe waren, und da durfte ich dann laufen.

 

Dass wir die einzigen Evangelischen auf der Straße waren, das war an katholischen Feiertagen ein Problem für mich. Ich war ja immer in konfessionellen Schulen, die Wilhelmschule war evangelisch und später das Lyzeum auch, und unsere Jungens gingen nach Ostendorf, das war eine städtische, eine Gemeinschaftsschule, die hatten an den katholischen Feiertagen schulfrei. Also von der ganzen Straße musste an Allerheiligen und Fronleichnam nur ich in die Schule. Und das war dann wirklich ein Spießrutenlauf, und Frau Wecker, die lag dann schon im Fenster und fing immer an und schrie: „Evangelische Ratten, mit Zucker gebacken, in Mehl gerührt, zum Teufel geführt.“

 

Die Frau Wecker war die einzige, die wirklich frech war, aber so dachten viele Leute damals. Meine Mutter erzählte, wie sie Frühjahr 1916 kurz nach der Geburt deines Vaters zum ersten Mal mit dem Kinderwagen rausging (das war noch in der Cappeler Landstraße), und da sagt eine Nachbarin zu ihr: „Ach, Frau Klockow, das Kind ist schon da? Was ist es denn? Ein kleiner Junge?“ Und sie will in den Wagen gucken, fragt aber vorher: „Der ist doch schon getauft?“ „Nein, der ist noch nicht getauft.“ Und da sagt die: „Nein, Heidenkinder gucke ich mir nicht an.“ Bei den Katholiken wurde ja immer schon ganz kurz nach der Geburt getauft, am zweiten oder dritten Tag, und die Taufe wurde auch gar nicht gefeiert, da gingen der Vater, die Paten und vielleicht noch die Hebamme zur Taufe in die Kirche, und das war’s – da war die Mutter nie dabei, die lag ja noch im Wochenbett. Das ist heute natürlich anders, genau wie bei uns, entweder werden sie gar nicht mehr getauft oder irgendwann später. Auch die Firmung, die heute weiß Gott wie groß gefeiert wird, die war zu unserer Zeit kein Ereignis. Da sagten sie: „Wir werden heute Nachmittag gefirmt.“ „Ja, was ist das denn?“ „Da kriegen wir 'ne Ohrfeige vom Bischof.“

 

Den Katholiken war es damals sogar verboten, in eine evangelische Kirche zu gehen, auch nur um sie anzugucken – das weiß ich natürlich nicht aus eigener Ansicht, aber das haben mir verschiedene Katholiken immer wieder bestätigt. Mehrere Leute haben mir gesagt: Also ich habe die Marienkirche zum ersten Mal von innen gesehen, als die Nikolaikirche vor einigen Jahren restauriert wurde und die Katholiken dann Messen in der Marienkirche gehalten haben. Und ich kenne noch Katholiken, die sagen, wir sind noch nie in der Jakobikirche gewesen, wir wissen überhaupt nicht, wie die aussieht. Und sie sagen dann: Früher war das eine Sünde, wenn wir in die evangelische Kirche gingen.

 

Ein ganz großes Drama waren ja auch die Mischehen. Da haben wir auch Beispiele in unserer Familie: Mutters einziger Bruder hatte eine katholische Freundin, und es wurde ihm ganz strikt verboten, sie zu heiraten – der hat sie dann auch nicht geheiratet und soll jahrelang unglücklich gewesen sein. Und der Bruder meines Großvaters Klockow wurde enterbt, weil er nicht taugte, und da hieß es immer, der hat in Münster eine katholische Frau geheiratet, deswegen. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. In dem Testament meiner Urgroßeltern ist ein Nachtrag, da kriegt er nachher doch noch was. Also irgendwie hat sich das wieder geregelt. – Und ein Beispiel aus Lippstadt ist Erna Trutt, die mit mir in die Schule gegangen ist. Die hatte einen katholischen Mann geheiratet, und zwar evangelisch geheiratet, und die beiden Kinder wurden auch evangelisch getauft. Und das, obwohl der Mann, Sonntag hieß er, aus einer ganz katholischen Familie kam; vor allem die Mutter war ganz schwer katholisch. Aber der Mann hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, ging jeden Sonntag in die Messe, obwohl er ja exkommuniziert war, und setzte sich ganz verschämt in die hinterste Reihe. Die Kinder wurden groß, gingen aus dem Haus, und als es dann bei der katholischen Schwiegermutter zum Sterben kam, hatte sie es sehr schwer, und da meinte der Mann, es läge wohl daran, dass sie es immer noch nicht verwinden konnte, dass er evangelisch geheiratet hatte. Ja, und da entschloss man sich, nochmal zu heiraten, diesmal katholisch, und sich zu verpflichten, alle zukünftigen Kinder, von denen natürlich nicht mehr die Rede sein konnte, katholisch zu taufen und zu erziehen. Und so heiratete Erna Trutt ein zweites Mal denselben Mann – mit der standesamtlichen Trauung war es sogar das dritte Mal – und die Schwiegermutter konnte endlich in Frieden sterben. Und das Komische war, dass der Herr Sonntag, der doch vorher immer auf der Armesünderbank gesessen hatte, nun gar nicht mehr in die Messe ging, obwohl er doch nun wieder an der Kommunion teilnehmen durfte.

 

Also eine Mischehe war lange Zeit fast undenkbar, vor allem von katholischer Seite. Das ist das einzig Positive, was ich heute noch Hitler zugute halte, dass sich die ganz starke Trennung zwischen Katholiken und Protestanten, zumindest in Lippstadt, ein bisschen gelöst hat. Vielleicht hätte sie sich später durch den Nihilismus, den man heute hat, sowieso gelöst, aber damals war das schon ein gewisser Fortschritt.

 

Bei uns Kindern spielte die Konfession eigentlich keine Rolle, überhaupt in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht, die funktionierte sehr gut. Aber sonst hatten meine Eltern gar keine katholischen Bekannten, und auch beim Einkaufen gab es den Unterschied: Man kaufte als Protestant nur bei Protestanten, genauso wie die Katholiken nur bei Katholiken. Gut, das Brot kauften wir bei Katholiken, weil es Nachbarn waren, aber das war schon irgendwie ein bisschen außer der Reihe, und wir hätten auch, glaub ich, nie Fleisch bei einem Juden gekauft. Der Metzger Goldschmidt war ja gar nicht so weit entfernt, neben dem Textilgeschäft Senger an der Ecke Kolpingstraße/Cappelstraße, aber ich bin nie in dem Laden gewesen. Aber manchmal gab es auch mit der Nachbarschaft Probleme. Bei uns im Haus wohnten ja auch Wittkops, und Frau Wittkopp musste einmal für längere Zeit ins Krankenhaus. Ihre Tochter Inge war da noch klein, ungefähr zwei Jahre alt, und meine Mutter sagte: Inge kann in der Zeit bei uns bleiben. Aber wir durften sie nicht behalten, weil wir evangelisch waren. Erdmanns haben da noch zu uns gehalten, Änne und Klärchen, und gesagt, wir gehen dann rauf und beten mit dem Kind. (Dabei bin ich noch nicht mal überzeugt, dass Frau Wittkopp mit dem Kind viel gebetet hat; als ich Inge später mal fragte, ob ihre Mutter damals mit ihr gebetet hätte, sagte sie: Ich weiß das nicht.) Aber nein, Inge musste ins Waisenhaus, weil sie als katholisches Kind nicht bei einer evangelischen Familie untergebracht werden durfte. Und Inge hat es dann im Waisenhaus wohl sehr schlecht gehabt, die katholischen Waisenhäuser hatten später, also nachträglich gesehen, einen ziemlich schlechten Ruf. Das Waisenhaus war auch auf der Weihenstraße, und die Kinder da haben mir damals schrecklich leid getan. Das war ein roter Backsteinbau, an sich gar nicht mal so hässlich, auch ganz großzügig, aber dann war da dieser Hofraum, voll mit Bäumen und vollkommen dunkel, und da durften die Kinder dann nachmittags mal so eine Stunde spielen – ja, spielen? Dann standen sie meistens am Zaun und guckten uns an, aber wenn wir dann zu ihnen hingingen, wurden sie sofort von den Nonnen zurückgerufen – das waren wirklich ganz erbärmliche Kinder. Als Inge aus dem Waisenhaus kam, da ging sie in kein fremdes Haus mehr. Sie ließ sich nicht mehr baden, die hat geschrien, die hat sich steif gemacht. Und einmal, als sie dann wieder zu Haus war, ging ich mit ihr einkaufen, und zwar kauften wir bei Henkemeier – guck, das war sogar ein katholische Geschäft! – das war ein Gemüseladen (es gibt es ja heute in Lippstadt einen Zahnarzt Ahl und den Leiter der Volkshochschule, auch ein Ahl, und die Mutter, das war eine geborene Henkemeier, das war Klärchen Henkemeier, und die Eltern hatten einen Gemüse- und Obstladen auf der Cappelstraße, neben dem Steinbeckerschen Haus, vor Ebentreich, das war so ein kleines Fachwerkhaus, aber verputzt, das steht heute nicht mehr, anderthalbstöckig, unten war der Laden, und oben war es wahrscheinlich schon schräg). Und da ging Inge nicht mit in den Laden, die hat sich auf die Straße geschmissen, und ich bin unverrichteter Dinge wieder nach Hause gegangen – ich konnte das Kind ja nicht da draußen liegen lassen, ich war ja selbst noch ein Kind, war vielleicht zehn Jahre alt. Sie ging auch mit keinem Fremden mit, sie ging zwar mit mir, aber sie wäre auch mit kaum einem anderen Kind auf der Straße mitgegangen. Sie war vollkommen verschüchtert.

 

Mit den Kindern auf unserer Straße hatte ich kein Problem, da spielte die Konfession, wie gesagt, überhaupt keine Rolle. Wir haben zum Beispiel oft „Hopphopphopp ums Viereck“ um die Nikolaikirche gemacht, und ich hatte dann immer den Vorteil, dass ich einfach durch die Kirche rennen konnte und nie einen Knicks vor dem Altar zu machen brauchte, da war ich dann schneller. Ich kannte auch den Pastor von Nikolai, Steinbrück, sehr gut (ja Steinbrück, nicht Steinbrinck, das war der Arzt), der mochte mich sogar: Wenn er mich morgens sah, und ich sah ihn sehr oft, hat er mich jedes Mal begrüßt, obwohl er ja wusste – manchmal hatte ich ja auch eine Schülermütze auf –, dass ich zum evangelischen Lyzeum ging. Dann hat er mir immer Guten Tag gesagt, und ich musste einen Knicks machen, wie es sich so gehörte. Und einmal, da hatte es geschneit, und da haben die Jungens, die aus der Messe in der Nikolaikirche kamen (die hatten ja immer eine Schulmesse vor der Schule), mich mit einem Schneeball gewaschen, und da hatten sie einen Stein reingetan und damit hatten sie mir richtig die Backe aufgerieben. Und ich hab geheult. Und da kam der Steinbrück dazu, und da hat er erst mal die Jungens versohlt, hat hundertprozentig zu mir gehalten, zu mir sündigem Kind. Mit dem habe ich keine Schwierigkeiten gehabt; dabei hatten viele Katholiken zu der Zeit richtig Manschetten vor dem. Aber ich fand den eigentlich nett – war so ein richtig lieber Opa für mich.

 

Ich hab auch immer Weihwasser aus der katholischen Kirche für Frau Kaiser geholt, die wohnte bei uns an der Ecke. Früher hing ja in jedem katholischen Haus ein Weihwasserbecken an der Tür, und nach Palmarum wurden die Zweige verbrannt, und da gab es auch immer frisches Weihwasser. Da war in der Kirche so ein Becken, da hing so ein alter Milchpott dran – also ich hab das als Milchtopf gesehen, das war vielleicht ein Litermaß oder sonst was – da konntest du selbst was holen. Und dann gingst du mit einer großen Bierflasche oder sowas dahin und dann wurde das da reingepüttkert. Und obwohl ich nun wirklich das einzige evangelische Kind auf der Straße war – für Frau Kaiser musste ich das immer machen. Warum, weiß ich auch nicht – die andern kannte sie ja genauso gut. Vielleicht weil ich immer unsere Kartoffelschalen und Gemüseabfälle zu Frau Kaiser brachte, die fütterten nämlich Schweine, und dann kriegte ich jedes Jahr, wenn sie geschlachtet hatten, eine kleine Blutwurst oder eine kleine Leberwurst. Ja, mein Gott, auf der Weihenstraße, in den kleinen Reihenhäusern, da machte jeder damals noch einen Schweinepott, die haben alle Schweine gefüttert.

 

Die katholischen Kinder mussten beichten, schon ein, zwei Jahre vor der Kommunion, und dann erzählten sie, was sie alles gebeichtet hatten. Das sollte ja alles eigentlich geheim sein, aber es gibt ja den Beichtspiegel, der war damals auch im Gesangbuch (Gebetbuch hieß das bei den Katholiken), und dann machten sie sich einen Zettel und schrieben ihre Sünden auf, und dabei kamen die tollsten Sachen raus. Ich weiß zum Beispiel, dass Maria Erdmann, die genau so alt war wie ich, mal gebeichtet hat: „Ich habe sieben Mal die Ehe gebrochen“ – was sie sich darunter vorgestellt hat, weiß ich nicht, die schrieben einfach den Beichtspiegel mit sämtlichen Sünden ab. Die Mütter wollten den Kindern helfen, aber das wollten die Kinder nicht, der Pastor hatte ja auch gesagt, es ist eine geheime Beichte, da braucht ihr keinem was zu erzählen. Ich weiß, dass die sich dann sagten, wir sind jetzt sieben oder acht Jahre alt, da haben wir bestimmt alle Sünden, die da drin sind, auch schon begangen; das war eigentlich ganz logisch gedacht, wenn man so alt ist. Dass sie nicht noch gesagt haben, ich habe einen umgebracht ...

 

Und später, wenn sie schon zur Erstkommunion gegangen waren und nachmittags gebeichtet hatten, sagten sie: „Oh, heute dürfen wir nichts machen, heute dürfen wir kein Klingelmännchen machen, wir haben ja gebeichtet. Aber wenn wir morgen zur Kommejon gegangen sind (das hieß ja nicht Kommunion; ich hätte zu der Zeit auch immer Kommejon geschrieben), dann dürfen wir wieder.“ Das fand ich immer so herrlich: Dann gingen sie zur Kommejon, und dann war alles gut. Und wenn Kinder, die zur Erstkommunion gingen, sich flegelig benahmen oder auf der Straße Quatsch machten, wenn sie zu laut waren oder Bälle an die Häuser warfen, dann beschwerten sich die Leute, und dann hieß es: „Und das will ein Kommejonkind sein!“ Das war fast eine stehende Redewendung: „Das will ein Kommejonkind sein!“

 

Heute ist ja die Ohrenbeichte auch in der katholischen Kirche nicht mehr vorgeschrieben, du kannst auch einfach einen Bußgottesdienst mitmachen. Aber früher musstest du einmal im Jahr beichten, die Osterbeichte musste sein, das ging dann von der Passionszeit bis knapp vor Pfingsten, also zum Ende der Osterzeit. In der Zeit musstest du das machen, und da waren sie alle ganz aufgeregt: „Ja, hast du denn schon die Osterbeichte?“ – alle, die Kinder auf der Straße und auch später noch bei uns die Kolleginnen, die legten da durchaus noch großen Wert drauf. Da hab ich mal was Schönes erlebt, aber das war viel, viel später. Da waren wir in Waldliesborn und wollten uns die Kirche angucken, und da beichteten gerade Kinder. In Waldliesborn hatten sie zu der Zeit einen schwerhörigen alten Pastor. Wir saßen da ganz ruhig und sahen uns die Kirche an, und da hörten wir ein Kind leise beichten: „Ich habe meiner Mutter zehn Pfennig aus dem Portemonnaie genommen.“ Der alte Pastor hat nicht verstanden und bölkt: „WAS hast du gemacht?“ „Ich habe meiner Mutter ...“ – es wurde immer lauter, und beim dritten oder vierten Mal schrie das Kind dann: „ICH HABE MEINER MUTTER ZEHN PFENNIG AUS DEM PORTEMONNAIE GEKLAUT.“ Und dann fing der Pastor natürlich an zu schimpfen, dieser schwerhörige Pastor, und ich dachte: Was hat das arme Kind da im Beichtstuhl wohl mitgemacht.

 

Nach der Beichte mussten sie je nach ihren Sünden dann soundsoviele Rosenkränze oder Vaterunser beten: „Mensch, ich habe heute viel gekriegt, ich muss sieben Rosenkränze beten.“ Rosenkranz beten, das konnten sie alle, das ist ja auch nicht schwer, du musst nur wissen, was die Perlen bedeuten, die dicken sind, glaube ich, „Gegrüßest seist du Maria“, und die andern das Vaterunser.

 

Wir Evangelischen fühlten uns ja ein bisschen überlegen, weil wir so was nicht mitmachen mussten. Wir haben uns auch über deren Turnanzüge kaputt gelacht, die waren aus Stoff genäht. Und Maria Erdmann wurde mal aus der Schule nach Haus geschickt, weil sie ein ärmelloses Kleid anhatte, und Maritta Struck, die spätere Frau Simon, hatte zu kurze Kleider und wurde auch nach Haus geschickt. Und beim Ausschnitt hieß es: „Zwei Finger breit unterm Hals ist kein Hals“, also da fing schon der Busen an, auch schon bei den Kindern.

Überhaupt gab es da so eine gewissen Arroganz: die Intelligenteren waren die Protestanten, so ungefähr. Aber es ja wirklich so, dass prozentual mehr Protestanten auf höhere Schulen gingen und dass da mehr Wert auf Bildung gelegt wurde als bei den meisten katholischen Familien. Es ist zum Beispiel verbrieft von Poocks, das war ein Pelzgeschäft auf der Langen Straße und eine ganz wohlhabende katholische Familie: Die haben ihre Kinder nur zur Nikolaischule geschickt, und zwar hat der Poock immer ganz stolz gesagt: In der Nikolaischule sind meine Kinder was, im Gymnasium wären sie unter „ferner liefen“. Das eingesessene Bürgertum in Lippstadt war ja zu der Zeit noch evangelisch und spielte eine ganz, ganz große Rolle, also Namen wie Brülle oder Mattenklott. Von Herrn Mattenklott ist bekannt, dass er zu seiner Tochter Marie gesagt hat: Bedenke, dass du eine Mattenklott bist.

 

Aber andererseits hatten die auch so Sachen, um die ich sie beneidet habe, z.B. die Heiligenbilder. Die waren doch so schön bunt, und die sind heute übrigens inzwischen Museumstücke. Manche hatten dann noch so einen gestanzten Rahmen aus Papier, dass das wie ein Bilderrahmen oder wie so ein umhäkeltes Taschentuch aussah, das waren besonders schön. Und die wurden ins Gesangbuch gelegt, und je mehr du hattest, desto besser, dann war das nachher so dick, und wenn dann so ein Gesangbuch auf die Erde fiel, flogen sie natürlich rum. Die kriegtest du in der katholischen Schule, also in der Nikolaischule, da kriegten sie Fleißkärtchen, und wenn du sechs Fleißkärtchen hattest, dann kriegtest du ein Heiligenbild. Und nach der Beichte und zur Osterkommunion kriegtest du natürlich auch eins. Mit den Heiligenbildern wurde alles Mögliche gemacht. Das gab es auch ein Spiel, aber das kann man eigentlich nur vormachen, nicht beschreiben: Dann nahmst du also ein altes Buch oder ein altes Heft, da wurden dann alle Seiten zur Hälfte umgeknickt, und dann kamen da Bilder rein. Und dann durftest du das aufschlagen, und wenn du eine Seite mit einem Bild drin hattest, dann kriegtest du das. Und dann durfte der andere bei dir ziehen. Wenn einer nun ganz gerissen war, machte der nur zwei oder drei Bilder rein, und du hattest vielleicht mehrere drin – der kriegte die dann eben. Die wurden nicht reingeklebt, die wurden nur so lose reingelegt. Jeder hatte so ein Heft. Du konntest natürlich auch Albumbilder oder sonst was nehmen. Das haben wir viel gemacht.

 

Und ganz toll war natürlich Fronleichnam und die Prozession. Die fing an der Nikolaikirche an und ging wieder bis zur Nikolaikirche zurück. Unterwegs gab es verschiedene Stationen: das katholische Krankenhaus, Jasper auf der Langen Straße und Bonsel Drei Kronen am Markt. Ob zwischendurch noch welche waren, weiß ich nicht mehr, aber geschmückte Altäre hatten sie überall. Da wurde ein Tisch nach draußen gestellt, da kam eine weiße Decke drauf, da kam dann die Madonna hin und Kerzen daneben und Blumensträuße, und wo auf dem Bürgersteig noch was frei war, da wurden auch noch Blumen gestreut. Das gehörte einfach dazu, da war in jedem Haus irgendeine Madonna, eine Gipsmadonna, oder der heilige Antonius bei den Leuten, die den Antonius verehrten, oder eventuell der Namenspatron. Als Else Goeke gestorben ist, war da auch noch so ein großer Antonius, noch von ihrer Mutter, die hat den Antonius so verehrt. Ich fand diese Madonnen so schön, je bunter sie waren, um so schöner fand ich sie, und wenn sie noch ein rosa Kleid anhatten mit Gold dran ... Und auch die Engelchen, die bei der Prozession Blumen streuten – hinterher musste der ganze Prozessionsweg gefegt werden, der war voll Blumen. Du mochtest die übrigens auch so gerne, du hast uns mal nach der Prozession den ganzen Tag gegeißelt: „Ich will die Engelchen sehen, will die Engelchen sehen.“ Aber für mich das Tollste war, wenn sie das Krankenhaus schmückten. Die hatten ja diese große Auffahrt, und die ganze Auffahrt wurde geschmückt mit frischen Blumen. Und die fingen wirklich schon dienstags damit an, bis dann Donnerstag die Prozession war. Aber, und das hat mich immer gewundert und als Kind geärgert: Sobald der Letzte am katholischen Krankenhaus vorbei war, fingen die Nönnekes schon an und räumten alles weg. Und genau so ging es bei den anderen Stationen, also wenn der Letzte vorbei war, wurde sofort abgeräumt. – Zu Fronleichnam kriegte man neue Kleider, und die führte man dann bei der Prozession vor. Die Schulen gingen geschlossen mit, da ging die Nikolaischule, Friedrichschule, das waren ja damals alle katholische Schulen, die Josefschule – oder hat die Josefskirche ...? Nein, die werden da auch mitgemacht haben, es gab ja keine zweite Prozession in Lippstadt. Und dabei dann immer der Gesang: Oo Ma – ri – a, Oo Ma – ri – a, das habe ich noch im Ohr, dieses Oo Ma – ri – a.

 

Heute ist die Prozession nur ganz noch kurz, es gibt auch, glaube ich, die Stationen nicht mehr. Man guckt auch gar nicht mehr zu. Eigentlich müsste ich Fronleichnam mal wieder rausgehen, wie es heute aussieht. Eine Zeitlang war die Messe auf dem Marktplatz, da endete die Prozession, und da hörte ich bis zu uns rüber, wenn da gesungen wurde, und manchmal sogar die Predigt.